Archiv für den Monat: Juli 2012

Angela Merkel im Interview zu EFSF und ESM

“…Stabilitätsfazzi-was?” - “Stabilisierungsfazilität. Europäische Finanzstabilisierungsfazilität.”

Foto: [email protected] / Flickr (CC)

Die kleine, untersetzte Frau wartete bereits auf mich, als ich ankam. Sie war offensichtlich verärgert, denn ihre Mundwinkel zeigten nach unten wie fleischige, umgekehrte Facebook-Däumchen. Es war mein erster großer Job als Reporter und ich wollte nicht patzen, also setzte ich mein gewinnendes Lächeln auf. Ich hatte es extra heute morgen während des Zähneputzens geübt. Daher wusste ich, dass es gut war.

„Guten Tag, Frau Murkel. Oder soll ich sie Frau Bundeskanzlerin nennen?“

Sie schaute zuerst mich fragend an, dann einen ihrer Lakaien, der etwas abseits stand. Ich hielt demonstrativ den Daumen hoch und präsentierte auch ihm mein Zahnpastalächeln. Profi, halt. Der Typ nickte es ab.

„Merkel. Nennen Sie mich Frau Merkel.“

„Geht klar. Nun, Frau Mörkel, Sie wissen warum ich hier bin?“

„Wegen des Interviews?“

„Richtig, richtig. Das Interview.“

Ich ließ den letzten Satz kurz wirken, damit er seine volle Theatralik entfalten konnte. Er stand breitbeinig im Raum wie ein John-Grisham-Romantitel. DAS INTERVIEW. Ich konnte die zunehmende Verunsicherung im Raum fast greifen, als ich allen kurz, aber eindringlich in die Augen schaute. Das würde sie weichkochen. Als der Kopfnicker plötzlich anfing herumzuzappeln, sah ich meine Chance, sie zu überrumpeln.

„Frau Makel, um meinen Lesern kurz zu erklären, wer Sie überhaupt sind, möchte ich Sie bitten, sich eben vorzustellen.“

Sie schaute wieder zu dem Milchgesicht hinüber, doch der war jetzt anscheinend mit seinem Smartphone beschäftigt. Ich tippte auf Twitter. Sie erklärte mir dann, dass es nicht üblich sei, dass die Bundeskanzlerin sich vorstellen müsse, woraufhin ich ihr entgegnete, dass ich nun mal meine Prinzipien hätte und dass das hier kein öffentlich-rechtlicher Kuscheltermin sei, sondern knallharter, investigativer Journalismus. Doch sie war zäher als ich dachte und als sie drohte, das Interview abzubrechen, gab ich klein bei.

„Nun gut, also gehen wir gleich in medias res, Frau“ - ich blickte kurz in meine Unterlagen - „Murkel.“ Ich schien sie irgendwie besänftigt zu haben, denn sie schüttelte mit dem Kopf, als sie sich wieder setzte.

„Europa steckt in der Krise. Fünf von 17 Euro-Ländern haben bereits Hilfe aus dem Euro-Rettungsschirm beantragt. Was gedenken Sie dagegen zu tun?“

„Zunächst einmal wurde der Stabilitätsmechanismus ja genau dafür geschaffen, unseren in Not geratenen Partnern zu helfen. Die Frage darf also nicht lauten, was wir dagegen machen können, dass diese Hilfe dann tatsächlich in Anspruch genommen wird, sondern es müssen vielmehr Strategien entwickelt werden, um langfristiges Wachstum und Entschuldung aller Euro-Länder zu ermöglichen -“

„- Papperlapapp. Die Gesamthaftung für Deutschland beträgt mit bis zu 211 Mrd. Euro mehr als zwei Drittel des Bundeshaushalts 2012. Das kann auch ordentlich in die Hose gehen, oder?“

„Das ist korrekt, aber wir reden ja hier nicht von tatsächlichen Zahlungen, sondern nur von einer theoretischen Haftung -“

„Ah, Sie meinen, es ist so eine Art Dispokredit?“

„Wie bitte?“

„Eine Art Dispo. Den zahle ich ja auch nie wirklich zurück.“

„Ich denke, dass kann man nicht vergleichen.“

„Ich denke schon.“

„Ich denke nicht.“

„Ich denke schon.“ Jetzt kam ich richtig in Fahrt. „Sie, Frau Meckel, wollen in Ihrer Eigenschaft als Bundeskellnerin -“

„ — Kanzlerin. Bundeskanzlerin Merkel.“

„- richtig, Bundeskanzlerin — dem deutschen Volk also allen Ernstes erklären, dass diese Milliarden nie tatsächlich fließen werden?“

„Genau.“

„Und warum dann das Ganze?“ (Booyah!)

„Hum?“

„Wenn das alles nur Theorie ist, wozu dann die ganze Aufregung?“

„Für welches Medium berichten Sie noch gleich?“, mischte sich der glattgebügelte Twitter-Lakai plötzlich ein und trat zwischen mich und Frau Murkel.

„Wer will das wissen?“, funkelte ich ihn an.

„Ich denke, das Interview ist hiermit beendet.“

„Das denke ich nicht.“

„Das ist es.“

„Ist es ni-icht.“ Hah. Nicht mit mir, Jüngelchen. „Meine Leser erwarten von mir, dass ich knallhart durchgreife. Die Freiheit der Presse ist nicht verhandelbar -“

Wie aus heiterem Himmel tauchten zwei gigantische Typen mit Sonnenbrillen und solchen Ohrstöpsel-Funk-Dingern hinter mir auf und fingen an, an meinem teuren C&A-Sakko herumzuzerren, das ich mir extra für diesen Tag zugelegt hatte. Die Präsidentin schickte sich unterdessen an, den Raum zu verlassen.

„Frau Mörtel!“, rief ich ihr hinterher.

„MERKEL. MEIN NAME IST MERKEL, SIE DÄMLICHER HINTERWÄLDLER!“

„Einen Moment noch, ich bitte Sie!“

„Was denn noch?“

Die beiden Gorillas hielten inne und ich riss mich entnervt aus ihrem Klammergriff los, nicht ohne ihnen einen bitter-bösen Blick zuzuwerfen. Ich war bereit für meinen finalen Schlag.

„Für den geschäftsführenden Direktor des ESM ist ein jährliches Bruttogehalt von 324.000 Euro vorgesehen. Wie wollen Sie den Menschen, die teilweise zwei Jobs haben und für brutal skandalöse Stundenlöhne arbeiten, erklären, dass jemand, der eigentlich dafür da ist, die Staatsschulden in den Griff zu bekommen, 27.000 Euro im Monat verdient, während Ihre Regierung es nicht für nötig hält, endlich einen flächendeckenden Mindestlohn einzuführen? Sehen Sie da nicht einen Widerspruch?“

Der Pressefuzzi warf den Gorillas einen kurzen Blick zu und bedeutete ihnen, mich endgültig hinaus zu geleiten.

„Auf Wiedersehen, Herr Mügge.“

Ich war aber noch nicht gewillt zu gehen. Es war ein wildes Gezurre und plötzlich verloren meine Füße den Bodenkontakt, weil die beiden bebrillten Paviane mich hochgehoben hatten.

„UND ÜBERHAUPT!“ Ich war ganz außer mir. „WARUM GENIEßT DER TYP AUCH NOCH IMMUNITÄT VON DER GERICHTSBARKEIT HINSICHTLICH SEINER AMTSHANDLUNGEN? WAS IST, WENN ER BESCHLIEßT, MIT DEN HUNDERTEN VON MILLIARDEN EINE OFFSHORE-FIRMA ZU GRÜNDEN, UM ZUM BSPSGMMNNBBPFFF -“

Einer meiner Begleiter hielt mir den Mund zu. Ich biss so fest zu, wie ich nur konnte.

„- ZUM BEISPIEL EIN INTERNET-CASINO ZU BETREIBEN? ODER NOCH SCHLIMMER, STELLEN SIE SICH VOR, ER GRÜNDET EINE BANK!“

Der weitere Verlauf des Interviews ist etwas unklar, denn ich vernahm in diesem Moment ein dumpfes Geräusch. Die beiden minderbemittelten Affen hatten sich offenbar bei der Tür verschätzt und meinen Kopf aus Versehen gegen den Türrahmen gehauen. Es wurde schwarz um mich herum. Doch ich hatte erreicht, was ich wollte. Ich hatte ein Epizentrum der sich ausbreitenden Wahrheit geschaffen. Möge die Welt von meiner Arbeit profitieren.


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Apokalypse? Nicht meine Baustelle.

“Traumjob: Diplom-Pseudologe.”

Ich muss Sie warnen. Sollte die Menschheit eines Tages kurz vor dem Ende sein, bin ich vollkommen nutzlos. Stellen Sie sich vor, 99% der Weltbevölkerung würden durch ein aggressives Virus dahingerafft. Der klägliche Rest führt eine Bestandsaufnahme durch: Wer hat nützliche Fähigkeiten? Gibt es besonders wertvolle Mitglieder der post-apokalyptischen Gemeinde? Ärzte, Ingenieure, Mechaniker, Handwerker, Landwirte, Prostituierte? Ich bin Künstler. Ich glaube, das Letzte, was die Menschheit braucht, wenn es um wirklich wichtige, quasi existentielle Fragen geht, ist ein Künstler. Zugegeben, ich vermute Rechtsanwälte, Versicherungsvertreter und Kosmetikerinnen gehören auch nicht zu den besonders nachgefragten Professionen, aber in der Top 10 der nutzlosesten Kreaturen unter uns steht der Künstler sicherlich ganz oben.

Es ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Also etwas Sinnvolles zu tun. Nach dem Abitur habe ich zunächst eine Ausbildung im öffentlichen Dienst begonnen. Verwaltungsinspektoranwärter. Ausstieg nach fünf Monaten. Dann 13 Monate Zivildienst. Wahrscheinlich das sinnvollste, was ich je getan habe. Es folgte der einjährige Versuch, eine Ausbildung als Kaufmann für Bürokommunikation zu absolvieren. Nun ja, im Grunde ist diese Bezeichnung ein eleganter Euphemismus für das, was man landläufig als „Tippse“ bezeichnet. Als ich in einer Klausur in der Berufsschule gefragt wurde, wie viele Rollen ein Bürodrehstuhl haben muss (fünf),1 realisierte ich, dass ich gewissermaßen unter meinen intellektuellen Möglichkeiten bleiben würde, sollte ich diesen Berufsweg einschlagen.

Eine Evaluation meinerseits, welche akademischen Berufe in Zukunft besonders gefragt sein würden, führte dann dazu, dass ich mich für Elektrotechnik immatrikulierte. Für die Studenten unter Ihnen: Ja, es gab Ende des letzten Jahrtausends tatsächlich noch frei belegbare Studiengänge ohne Numerus Clausus und Bewerbungsverfahren. Nach einem Semester wurde mir klar, dass die bloße Anwendung physikalischer Regeln mich nicht befriedigt. Ich bin ein „Warum“-Mensch. Der „Warum“-Mensch (homo sapiens quare) möchte im Gegensatz zum „Darum“-Mensch (homo sapiens inde)2 gerne wissen, warum etwas so ist, wie es ist.3 Die meisten Menschen, die ich kenne, sind „Darum“-Menschen. Auch wenn ich mich in meinem Leben oft despektierlich über sie geäußert habe, glaube ich fest daran, dass die Fähigkeit, die Dinge so hinzunehmen, wie sie sind, eine wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiches und glückliches Leben ist. Wenn man ständig alles hinterfragt, kommt man deutlich langsamer voran und läuft Gefahr, sich im Labyrinth der möglichen Erklärungen zu verlieren.

Wie auch immer, jedenfalls habe ich mich daraufhin für die Königsdisziplin aller Naturwissenschaften und „Warum“-Menschen eingeschrieben: Physik. Vom Mikrokosmos zum Makrokosmos, ach was rede ich, zum Kosmos selbst. Relativitätstheorie, Quantenphysik, Stringtheorie, Singularitäten, schwarze Löcher, Quasare, Pulsare, Thermodynamik, Entropie, Lichtgeschwindigkeit, Antimaterie. Wahnsinn. Ich habe es geliebt. Und gehasst. Ich habe es geliebt, weil es so unsagbar interessant war und gehasst, weil es verdammt noch mal unbeschreiblich schwer zu verstehen war. Eigentlich nur die Mathematik. Das Problem dabei ist, das Physik eigentlich nur aus Mathematik besteht. Mich hat vor allem die philosophische Komponente gereizt: was ergeben sich für Konsequenzen, z. B. aus der Relativitätstheorie oder der Quantenphysik? Wenn Zeitreisen mathematisch möglich sind, sind sie es dann auch in der Realität? Wenn ich in der subatomaren Welt alleine durch die Beobachtung eines Objektes das Objekt beeinflusse, muss diese Erkenntnis dann nicht auch auf unsere alltägliche Welt übertragbar sein? Schließlich sind gerade diese subatomaren Bausteine das, woraus unsere erlebbare Welt gemacht ist.4

Ich habe ganze 14 Semester in diesem Studium zugebracht. Jede Prüfung, die ich absolviert habe, habe ich beim ersten Versuch bestanden. Aber im Gegensatz zu meinen Kommilitonen bin ich so langsam vorangekommen, dass manch ein Nerd, der früher in der Vorlesung neben mir saß, auf einmal mein Tutor im Experimentalphysik-Grundpraktikum war. Das kann einen frustrieren. Sie müssen wissen, dass ich während meiner Zeit als Physikstudent - auf Schulverhältnisse übertragen – einer von den „Coolen“ war. Party ohne Ende, Vorlesungen schwänzen, auf der Wiese liegen, Sportzigaretten rauchen. Nun ja, ich gebe zu, wenn man den ganzen Tag von Freaks umgeben ist – und glauben Sie mir, Physikstudenten sind Freaks – ist es nicht schwer, als normaler Mensch, mit dem Alter angemessenen sozialen Fähigkeiten und Kontakten, der James Dean der Uni zu sein. Aber eines Tages war ich 30 und so weit von der Geisteshaltung meiner Kommilitonen entfernt, dass es mir fast körperliche Schmerzen bereitete, den Campus zu betreten. Studienanfänger, die meist zehn Jahre jünger waren als ich, musterten mich geringschätzig, wenn sie erfuhren, in welchem Fachsemester ich war. „Was hast Du denn die ganze Zeit gemacht?“ oder „Oh mein Gott, ich würd’ mich erschießen…“ waren noch einige der freundlicheren Aussagen. Das wirklich Schlimme daran war, dass ich mir irgendwann eingestehen musste, dass ich gescheitert war. Ich kam mir vor wie der Typ in dem Film „Top Secret“, der im Zug sitzt und auf einmal realisiert, dass der Bahnhof losfährt.5 Irgend etwas war ziemlich schief gelaufen.

Die Exmatrikulation war ein Befreiungsschlag. Das sprichwörtliche Ende mit Schrecken. Sie geschah freiwillig, allerdings hätte es wahrscheinlich nicht mehr lange gedauert, bis ich wegen eklatanter Überschreitung der Regelstudienzeit von Amts wegen exmatrikuliert worden wäre. Jeder andere hätte seine akademische Karriere wahrscheinlich zu den Akten gelegt. ICH bewarb mich für Deutsche Literatur und Germanistische Linguistik und wurde prompt genommen. Sieben Semester später stand ich mitten in einer Vorlesung auf, verlies den Saal, dann das Gebäude, zündete mir eine Zigarette an und tat das, was ich schon lange hätte tun sollen: ich beschloss, endgültig hinzuschmeißen. Ich weiss, dass das Konzept des Hinschmeißens den meisten von Ihnen fremd ist. Jeder von Ihnen hätte mir geraten, endlich eine Ausbildung zu beenden. Rational betrachtet macht das Sinn. Unglücklicherweise bin ich aber ein sehr impulsiver Mensch. Zudem war ich mittlerweile 34 Jahre alt. Bei Abschluss des Studiums wäre ich voraussichtlich 35, vielleicht 36 Jahre alt gewesen. Mit einem Bachelor of Arts in Literatur und Linguistik. Und mal ganz ehrlich – meinen Sie, das hätte meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt signifikant verbessert? Geisteswissenschaftler sind per se schon Hartz-IV-prädestiniert. Ich bin zusätzlich noch alt. Und nur Bachelor.6 Den Master hätte ich auf keinen Fall mehr gemacht, geschweige denn promoviert.

Aber der eine Grund, der eine wirklich wichtige und wahrhaftige Grund, der dazu führte, das es kam wie es kam, war, dass ich mir eingestand, was ich wirklich sein wollte und im Innersten immer schon war: Künstler. Es gibt nichts anderes in meinem Leben, was ich so ausdauernd betrieben habe. Mit 14 habe ich angefangen, Musik zu machen und Gedichte zu schreiben. Zunächst unbeholfen und mit pubertärem Pathos. Aber ich entdeckte schnell, dass die Kunst ein wunderbarer Weg war, der außerdem meiner Veranlagung sehr entgegen kam. Was soll ich sagen, ich bin nun mal Egozentriker, vielleicht sogar Egomane.7 Mit ca. 18 Jahren wurde bei mir außerdem eine manisch-depressive Störung diagnostiziert, die bis heute unbehandelt blieb, weil ich Psychotherapie für Schwachsinn halte. Das Einzige, was sie bewirkt, ist, dass der zu therapierende eine Opferrolle einnimmt, die er auf Jahre nicht mehr los wird.8

Wie auch immer, auf jeden Fall perfekte Voraussetzungen für eine Karriere als Künstler: selbstbezogen, ein bisschen ga-ga, emotional. Es gibt nicht viel, worauf ich mir etwas einbilde, aber ich glaube, ich bin relativ intelligent.9 Und ich glaube daran, dass ich der Welt etwas mitzuteilen habe. Nichts, was in einer post-apokalyptischen Welt von Bedeutung wäre, aber hey – noch sind wir alle da. Sie halten nun also einen Text in den Händen, der genau genommen wertlos ist, wenn man von konventionellen Maßstäben ausgeht. Ich bin weder Professor, noch bin ich sonst in irgend einer Weise außerordentlich erfolgreich. Ich kann vieles, aber fast nichts richtig. Ich bin faul. Ich lebe nach dem Prinzip, mit minimalem Aufwand maximale Lebensfreude zu erfahren. Aber es gibt eine Sache, die ich perfektioniert habe: Denken. Nicht positives Denken oder irgend ein anderer Motivations-Schrägstrich-Wie-werde-ich-glücklich-Schwachsinn. Auch nicht An-rosa-Elefanten-Denken oder das leise Geplapper, das jeder von uns ständig im Kopf hat. Jeder denkt ständig. Ist schon klar. Ich meine DENKEN.10 Nachdenken über das „Warum“. Über das „Wie“ und „Wozu überhaupt“. Oder „Geht das auch anders“. Ich denke darüber nach, wie man denkt. Und darüber, wie man über das Denken nachdenkt. Würde es Sinn machen, würde ich darüber nachdenken, wie man darüber nachdenkt, über das Denken nachzudenken. Ich denke, Sie haben verstanden, dass Denken das Einzige ist, was ich wirklich richtig gut kann. Die Kunst, insbesondere das geschriebene Wort und die Musik, ist für mich der einzige Weg, wie ich das alles rauslassen kann. Sie11 ist das Instrument, auf dem meine Gedanken spielen können. Wie sich in jahrelangen Versuchen herausgestellt hat, ist es das einzig sinnvolle, was ich mit meinem Leben anstellen kann.12

In diesem Sinne heiße ich Sie herzlich willkommen zu meinem ganz persönlichen und egoistischen Erguss über „Die Kunst des Denkens“. Es gibt keine Handlung im herkömmlichen Sinne. Keine Fabel.13 Es ist weder ein Ratgeber, noch ist es Belletristik.14 Literatur schon gar nicht. Es ist ein fiktiver Tatsachenbericht, der auf wahren Begebenheiten beruht. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und vollkommen absichtlich.

Willkommen in meiner Welt.


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  1. Kennen Sie das, wenn man ein Wort aufschreibt oder es sich immer wieder vorsagt, dass es auf einmal total sinnentleert vor einem steht und sich ganz seltsam anfühlt? Fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf, fünf. Sie verstehen, was ich meine, oder? []
  2. Ich habe tatsächlich in meinem Abitur noch das sog. „große Latinum“ erlangt. Die Bezeichnungen „homo sapiens quare“ und „homo sapiens inde“ sind allerdings frei erfunden und darüber hinaus sogar möglicherweise falsch, da – wie jeder, der das Latinum hat, weiß – auch eine fünfjährige schulische Ausbildung in Latein Sie letzten Endes nur dazu befähigt, ein lateinisches Wörterbuch zu benutzen. Da aber schon seit hunderten von Jahren niemand mehr Latein spricht, gibt es auch keine Muttersprachler, die mit Sicherheit sagen können, welche Vokabel in diesem Kontext die richtige wäre. Ich bitte alle humanistisch gebildeten Leser daher um Entschuldigung und Verständnis, falls meine Wortwahl fragwürdig ist. []
  3. Das war jetzt trivial, ich weiß. []
  4. Wenn Sie mehr über genau dieses physikalische Problem wissen möchten, sollten Sie mal „Schrödingers Katze“ googeln. Oder einfach weiterlesen. Ich komme evtl. noch einmal darauf zurück. []
  5. „Top Secret“ ist eine wahrhaft wunderbare Komödie von Jim Abrahams und David Zucker aus dem Jahr 1984. Val Kilmer spielte die Hauptrolle und wenn ich mich richtig erinnere, ist er der besagte Typ im Zug. []
  6. Polemisch gesprochen könnte man sagen, der Bachelor ist im Vergleich zum Master das, was das gleichnamige Sendeformat von RTL im Vergleich zu einer beliebigen Sendung auf Arte ist. []
  7. Der Egomane im Gegensatz zum Egozentriker sieht sich nicht nur als Zentrum allen Geschehens, sondern er hat eine krankhafte Neigung dazu. Er tut dies also nicht aus freien Stücken, sondern er kann nicht anders. Also niemand, mit dem man gerne Zeit verbringen möchte. []
  8. Das einzig Interessante wären evtl. die verschreibungspflichtigen Upper und Downer gewesen. []
  9. Ja, ich gebe zu, ich kokettiere etwas damit. Eigentlich halte ich mich für überaus intelligent. Ich möchte Sie allerdings nicht verschrecken. []
  10. Abwertend könnte man auch Grübeln sagen. []
  11. Die Kunst! []
  12. Sinnvoll für mich. Für eine hypothetische post-apokalyptische Gesellschaft wäre das Ganze wie bereits erwähnt so sinnvoll wie ein zweites Arschloch am Hinterkopf. Ich erwähnte bereits, dass ich Egomane bin? []
  13. Schöne Grüße an Aristoteles. []
  14. Sollte dieser Text wider Erwarten in der SPIEGEL-Bestsellerliste landen, wünsche ich viel Erfolg bei der Kategorie-Zuordnung. []