BER-Umbau: Hund hat wichtigen Antrag gefressen

Bild: Olaf Tausch (Wikimedia Commons/CC BY 3.0)

Berlin. Die Pannen rund um die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER nehmen kein Ende: wie nun bekannt wurde, kann die von Flughafenchef Mehdorn geplante Teileröffnung nicht stattfinden, weil ein Hund den entsprechenden Genehmigungsantrag gefressen hat.

Die genauen Umständes des neuerlichen Desasters sind noch nicht geklärt. Sicher sei nur, dass das herumstreunende Tier einem verirrten Passagier gehört habe, der sich seit Juni 2012 im Wartebereich des Flughafens aufgehalten haben soll, so ein Flughafensprecher. Der Halter der Hunds sei beim Warten auf seinen Flug nach Mallorca an Altersschwäche gestorben. “Das Tier war völlig ausgehungert und verängstigt”, erklärt ein Flughafenangestellter, der Augenzeuge des Vorfalls wurde. “Ich wollte ihm den Antrag entreißen, aber er hat mich angeknurrt. Was soll man da machen?”

Hartmut Mehdorn hatte geplant, den als Wartebereich konzipierten Nordpier so umzubauen, dass ab 2014 bis zu zehn Flüge täglich dort abgefertigt werden können. Dieses Vorhaben ist nun gescheitert, weil die Frist für die Einreichung des Bauantrags abgelaufen sind. Doch der Vorfall könnte noch weitreichendere Konsequenzen haben: da für den Hund allem Anschein nach keine Hundesteuer abgeführt wurde, droht der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH nun auch noch ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung. Der Aufsichtsrat prüft indes die Möglichkeit, weitere in der leerstehenden Anlage herumstreundene Tiere aufzusammeln und Terminal A zu einem Streichelzoo umzufunktionieren. Man müsse jede Option prüfen, um weitere Verdienstausfälle zu minimieren. Mehdorn äußerte sich positiv zu der Idee: “Der Synergieeffekt einer solchen Maßnahme könnte sich durchaus positiv auf den Cashflow auswirken.”

Ein Plädoyer für das Drehbuch

Nachdem ich neulich die Frage erörtert habe, warum es eigentlich keine guten TV-Serien aus Deutschland gibt, möchte ich heute ein Thema auf den Tisch bringen, das nahtlos daran anknüpft: die zentrale Rolle des Drehbuchs im Produktionsprozess.

Created by…

Es mag banal klingen, aber ich sag es dennoch gerne: auf dem Drehbuch basiert einfach alles. Es ist das Grundgerüst, das Skelett der Fiktion, während alles andere (Besetzung, Produktionsdesign, visuelle Ästhetik, Kameraführung etc.) das Fleisch ist, welches die Knochen umgibt. Gib das Skript fünf unterschiedlichen Regisseuren in die Hand, und du erhältst fünf unterschiedliche Filme - oberflächlich betrachtet. Doch die Idee, die Geschichte, die Emotionen, dieser eine zündende Moment, der dir einen Kloß im Hals macht oder dich hysterisch gackern lässt - das ist das Werk des Autoren, der die Story erdacht hat. “Created by…” heißt es immer so schön im Vorspann. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Der Autor ist der Schöpfer der fiktiven Welt. Er erschafft sie in Form des Drehbuchs.

Schändlicherweise wird die Bedeutung des Drehbuchs und die Rolle der Autoren nach meinem Dafürhalten hierzulande unterschätzt (wie ich hier bereits darlegte). Was kann man dagegen tun? Ganz einfach: Man muss die Rolle der Drehbuchautoren stärken. Doch wie? Lasst mich dazu etwas weiter ausholen:

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Veggie Day: FDP will Bio-Vollkornbrot und Tofu verbieten

Gefährliches Glibberzeugs: Die FDP will Tofu verbieten lassen. (Foto: Emily Barney/Flickr (CC BY-NC 2.0)

Veggie Day “gemeingefährlich”

Nach dem  Veggie-Day-Vorstoß der Grünen legt die FDP jetzt nach und fordert ein Verbot von Bio-Vollkornbrot und Tofu. “Jedes Kind weiß doch, dass schon die Nazis den Verzehr von Bio-Vollkornbrot propagiert haben”, so unser Informant Lars L. (Name von der Redaktion geändert). Die Bio- und Vollkornhysterie sowie wabbelige Fleischersatzprodukte seien ein geschicktes Komplott der mächtigen Gemüseindustrie, so L. weiter. Mann müsse dem riskanten Verzicht auf Fleisch so schnell wie möglich einen Riegel vorschieben: “Wir müssen die nachfolgenden Generationen schützen”, warnt der liberale Insider.

Folgen des Pflanzenkonsums “unabsehbar”

Der derzeitige Trend zu vegetarischer oder sogar veganer Ernährung breite sich wie eine Epidemie aus, heißt es in einer inoffiziellen Stellungnahme der Parteizentrale. Er stelle nicht nur eine Gefahr für die Volksgesundheit dar, sondern auch für die Wirtschaft: “Unsere Nutztiere werden elendig verhungern, wenn wir ihnen das Soja wegessen”, heißt es weiter in dem Papier. Noch gravierender seien die Folgen für das Weltklima, garantiere der Methanausstoß der Rinder doch eine gleichbleibende, angenehm warme Temperatur in Mitteleuropa. Zu guter Letzt sorge ein zügelloser Fleischkonsum auch dafür, das Hungerproblem in der dritten Welt in den Griff zu bekommen: “Die Entwicklungsländer leben davon, ihr weniges Getreide an uns zu verkaufen, damit wir es dann unseren Tieren geben, die wir dann essen. Fleischkonsum ist gelebte Entwicklungshilfe.”

Steht uns also eine neue Eiszeit bevor, wenn die Grünen mit ihrem Körnerfressertag durchkommen? Wir können nur spekulieren, aber so lange wir Politiker wie Lars L. haben, die für den Kampf gegen unverschämte Lobbyarbeit wie die der Gemüseindustrie stehen, bleiben unsere Grillabende im Sommer sicher.

Lady Gaga nackt im Wald gesichtet - das Ende ihrer Karriere?

Lady Gaga nackt im Wald gesichtet - die Aufnahmen sind schockierend. In dem wahrscheinlich irrtümlich an die Öffentlichkeit gelangten Video sehen wir eine geistig verwirrte Lady Gaga. Sie kann keine klaren Sätze mehr formulieren, läuft nackt durch den Wald, scheinbar auf der Suche nach irgendetwas. Dann klammert sie sich an einem riesigen Kristall fest - ein Hilfeschrei?

Es wird vermutet, dass ihr Geisteszustand mit der älteren Frau in Zusammenhang steht, die man ebenfalls in dem Video sehen kann. Gerüchten zufolge zwingt sie Lady Gaga, Geld für sie zu sammeln. Sehen wir sie schon bald mit Akkordeon in der U-Bahn? Uns bleibt nur, das Beste zu hoffen…

The Abramovic Method Practiced by Lady Gaga

Simpsons/Akira-Mashup Bartkira

Auf Tumblr kann man zur Zeit die Entwicklung eines großartigen Simpsons/Akira-Mashups verfolgen(#bartkira). James Harvey und Ryan Humphrey haben sich das ehrgeizige Zeil gesetzt, alle 2000 Seiten von Katsuhiro Otomos Akira mit Simpsons-Figuren neu zu zeichnen. Das werden sie allerdings nicht alleine tun, sondern mit der Hilfe von 468 anderen Zeichnern, die sich erfolgreich beworben haben. Jeder ist für eine kleine Portion des Gesamtwerks zuständig, Deadline ist der 24. Mai 2013.

Ich finde die Idee ziemlich großartig, auch wenn die Qualität der Zeichnungen natürlich nicht immer der Burner ist.  Aber bei einem Gemeinschaftsprojekt dieser Größe (mit Amateurzeichnern) muss man diesbezüglich eventuell Abstriche machen. Ich bin mir dennoch sicher, dass das Endergebnis awesome wird.

Image Credit: Kristina Collantes / Tumblr

Gimmemore Bartkira!

[via René]

MAD Green Lantern

Image Credit: Mark Fredrickson/DC Comics

Was würde Alfred E. Neumann wohl machen, wenn er Hal Jordans Ring hätte? Das alternative Cover der nächsten Ausgabe von Green Lantern beatwortet diese Frage. Green Lantern #19 (aus der Feder des großartigen Geoff Johns) erscheint am 3. April in des USA, und die Redaktion des altehrwürdigen MAD Magazines (das übrigens nicht gerade zufällig auch zur DC-Familie gehört) hatte die Ehre, das Alternativcover zu designen. Epic.

The Dude and the Zen Master

Foto: dudeism.com

Promi Leaks, der Promi-Blog des Süddeutsche Zeitung Magazins, hat einen interessanten Artikel über die Freundschaft zwischen einem meiner Lieblingsschauspieler Jeff Bridges und Zenmeister Bernie Glassman veröffentlicht. Letzterer meint, in The Big Lebowski eindeutige Züge des Zen-Buddhismus entdeckt zu haben und sprach den Dude vor mehr als zehn Jahren darauf an. Nach anfänglicher Skepsis ließ Bridges sich auf die Idee ein, heraus kam das gerade in den USA veröffentlichte Buch The Dude and the Zen Master (Amazon Partnerlink).

Die Idee des Dudeismus ist nicht neu - bereits 2005 gründete der amerikanische Journalist Oliver Benjamin The Church of the Latter-Day Dude, der heute über 150.000 Personen “angehören”. Der Dudeismus wird von einigen als Hoax betrachtet, viele nehmen die Religion aber durchaus ernst: nach eigener Aussage handelt es sich um eine entmystifzierte Version des Daoismus mit der Kernaussage: “Just taking it easy, man.” Harmlos? Ja. Belanglos? Wahrscheinlich. Aber so manch einem würde eine ordentliche Portion Dudeism gut tun.

The Dude and the Zen Master landet auf jeden Fall auf meiner Leseliste, denn die Vorstellung, aus einem Film eine irgendwie geartete Philosophie zu extrahieren, finde ich irgendwie spannend. Vor allem, wenn dieser Film The Big Lebowski heißt.

Wer mehr wissen möchte, liest unten weiter.

Dudeism

Promi Leaks

Ein typischer Tag im Leben von Hunter S. Thompson

Foto: MDCarchives (CC)

Als Anhänger und Verfechter des Gonzo-Journalismus’ kann ich mir diese Meldung nicht entgehen lassen: hier seht ihr die “daily routine” von Hunter S. Thompson, aufgezeichnet von seiner Biografin E. Jean Carroll (don’t do this at home…):

Bei “Midnight - Hunter ready to write” kam mir sofort die eine oder andere Szene aus Fear And Loathing In Las Vegas in den Kopf. Aber hey - immerhin hat er zwischendurch eine Grapefruit gegessen.

[via Boing Boing]

Hunter: The Strange and Savage Life of Hunter S. Thompson by E. Jean Carroll bei Amazon (Partnerlink).

Jerry Seinfeld und die Kunst der Komik

Seinfeld, finally

Jerry Seinfeld. Ich treffe den Mann, der Misanthropie und Egomanie in den 1990ern salonfähig machte, auf dem Weg zu seinem Auftritt im Gotham Comedy Club, dem ersten Stand-up in seiner Heimatstadt New York City seit mehr als zehn Jahren. Seinfeld parkt seinen 1998er Porsche 911 Carrera 4S sehr sorgfältig aus, denn er möchte den Lack (Mexiko Blau) nicht beschädigen. Ich frage mich kurz, was aus dem schönen Saab 900 geworden ist, verwerfe den Gedanken jedoch wieder, als ich zu ihm in den Porsche steige. Es riecht nach edlem Leder und Erfolg. Denn den hatte der einst bestbezahlte Fernsehdarsteller der Welt tatsächlich: das Forbes Magazine schätzte Seinfelds Vermögen im Jahr 2010 auf ca. 800 Millionen US-Dollar. Und das mit einer Sitcom über “nichts”. Grund genug, mit dem Mann etwas eingehender über die Kunst der Komik zu reden. Und über Cindy aus Marzahn. Doch dazu später mehr.

Pop-Tarts und Karate

Foto: Alan Light / Flickr (CC)

Sarah Silverman, mit der Jerry, wie ich ihn nennen darf, lange Zeit gemeinsam auftrat, sagte einmal über ihn, während die meisten Komiker hundsfaule Bastarde seien, wäre er der ultimative Handwerker. Es gibt Gags, an denen er jahrelang feilt, immer wieder, immer weiter, bis sie das perfekte Timing haben. Manchmal sei es nur ein einziger überflüssiger Buchstabe, der den ganzen Flow zerstören könne, so Seinfeld. In den 1960ern, als er noch ein Kind war und Kellog’s die Pop-Tarts erfand, wusste er sofort, dass er mal einen Gag darüber schreiben würde. Das Wort “Pop-Tart” schrie förmlich danach. Und an diesem Ding sitzt er noch heute, probiert es aus, verwirft, justiert. Wenn es einmal zündet, zündet es immer. Er sei kein Typ wie Louis C. K., der im gefühlten Wochentakt neue Programme raushaut. Letzterer hat einen Trend etabliert, den viele heutzutage als die Königsdisziplin der Komik ansehen, als “black-belt stand-up”: immer wieder von null anfangen, immer aktuell sein, immer anders, sich ständig neu erfinden. Das sei nicht seine Welt. “Ich möchte deine beste Arbeit sehen, nicht deine neueste.” Wenn Seinfeld einen einstündigen Auftritt wie jenen im Gotham Comedy Club hat, dann greift er dabei auf ein ca. zweistündiges Grundrepertoire zurück, das er wie einen modularen Baukasten je nach Situation zusammensetzen kann. Seinfeld liebt die Subtilität; verglichen mit deutschen Verhältnissen entspricht er eher einem Loriot als einem Mario Barth.

Das Restaurant

Foto: Danny-w / Wikimedia Commons (CC)

Nach Jerrys Auftritt frage ich ihn, wie zufrieden er ist. “Zwei Drittel war Müll. Bei den Pointen hab ich mich verzettelt und ich war nicht im Rhythmus. Aber das ist in Ordnung, es war nur ein Workout.” In der Tat war diese Show nur eine Vorbereitung auf seine New-York-City-Tour quer durch alle Bezirke. Als wir wieder im Porsche sitzen, kommen wir an dem legendären Restaurant direkt am Broadway vorbei, in dem er, Kramer, Elaine und George immer abgehangen haben. Also er, Seinfeld-Jerry. Wobei Seinfeld-Jerry und Jerry Seinfeld schwer zu trennen sind, hob er doch diese sonst übliche Grenze zwischen Darsteller und Rolle auf, indem er sich selbst verkörperte. Oder zumindest eine Version seiner selbst. “Wollen wir anhalten und was essen?”, fragt er. Mein Herz schlägt wie verrückt. Ich drehe mich instinktiv um und will auf den Rücksitz schauen, um mich zu vergewissern, dass er nicht George meint. Aber kein Rücksitz (Porsche). Kein George. “Ja, Sir, Jerry, Mr. Seinfeld”, entgegne ich peinlich stotternd. Wenn es so etwas wie den heiligen Gral für Menschen wie mich gibt, die in den 90ern als junge Erwachsene durch amerikanische Sitcoms sozialisiert wurden, dann ist es wohl mit Jerry Seinfeld im Corner Restaurant zu sitzen und ein wenig über die kleinen und großen Dinge des Lebens zu fachsimpeln. Oder noch besser: zu lästern.

Mücken, Elefanten und Superman

Jerry bestellt einen Kaffee; ich tue es ihm gleich und schaue mich wieder um. Wen werde ich noch treffen? Kramer? Newman? Den Suppen-Nazi? Ich versuche mich zu sammeln und frage Mr. Seinfeld, wer seine Vorbilder waren. “Bill Cosby war großartig. Was er mit seiner Stimme anstellen konnte, hat mich tief beeindruckt. Jean Shepherds epische und verschrobene Radiomonologe lehrten mich, wie man aus kleinen Dingen große Angelegenheiten macht, wenn man sie nur eingehend genug betrachtet. Doch derjenige, der mich zu der Überzeugung brachte, dass ich es zu was bringen könnte, war Robert Klein. Er war wie ich ein Junge aus der Mittelschicht.” Diese Herkunft schlug sich auch in seiner Vita und seiner Arbeitsauffassung nieder: Seinfeld studierte Kommunikations- und Theaterwissenschaften am Queens College, initiierte eine unabhängige Studie über Stand-up und analysierte die Sets seiner Kollegen. Als er 1981 seinen ersten Auftritt in Johnny Carsons “Tonight Show” ergatterte, probte er sein fünfminutiges Set an die 200 Mal, während er mit dem “Superman”-Theme auf seinem Walkman durch Manhattan joggte. Das typische Klischee vom traurigen Clown, der ein emotionales Loch füllen möchte, treffe auf ihn nicht zu, so Seinfeld über sich selbst. Er sehe sich mehr als Leistungssportler, denn als tragikomische Figur. “Ich spiele ein sehr schwieriges Spiel. Wenn du jemanden sehen willst, der sehr gut in einem sehr schwierigen Spiel ist - das ist das, was ich tue.” Die eskapistischen Wünsche des Publikums bedient er dennoch, wenn er aus den sprichwörtlich mückenhaften Trivialitäten des Lebens elefantös komische Katastrophen macht. In einem Gag, den er jahrzehntelang erzählte, bezeichnet er zum Beispiel eine verstopfte, überlaufende Toilette als den furchteinflößendsten Moment im Leben eines menschlichen Wesens.

Das utopische Nichts

Und genau diese grotesken Überhöhungen machten die Serie “Seinfeld” so populär. Er selbst bezeichnet die Show als “Utopie”: Die moralische Abkoppelung vom Rest der Gesellschaft, die das infernalische Quartett um Jerry Seinfeld, George Costanza, Elaine Benes und Cosmo Kramer auszeichnete, war extrem und gnadenlos. Nicht umsonst landete die Gruppe zum Serienfinale wegen moralischer Inkompetenz im Gefängnis. Auf die Frage, ob “Seinfeld” wirklich eine Show über “nichts” war, antwortet er, dass die Geschichten nicht so trivial gewesen wären, wie sie auf den ersten Blick schienen. Wenn man das Publikum zuhause zum Lachen bringe und so in ihre Küche, ihr Wohnzimmer und Schlafzimmer gelange, sei das eine sehr intime Angelegenheit, die das Leben der Menschen tief durchdringe. Auf meinen Einwurf, dass das auf eine wunderbare Art old-school sei, entgegnet er: “Ja, ich bin old-school. Wenn ich in einem Theater auftrete, ziehe ich mir einen Anzug an.” Er habe kein Interesse an Trends wie thematischem Humor, absurden Gedankensprüngen oder augenzwinkernden Meta-Witzen.

Newman!

Foto: Digitoxin / Flickr (CC)

Ich könnte das Gespräch noch tagelang weiterführen, fühle jedoch, dass ich langsam zum Ende kommen muss, weil Jerry schon vor einer halben Stunde bezahlt hat. Doch eine Sache muss ich noch auf den Tisch bringen: Ich frage ihn, ob er schon einmal etwas über Cindy aus Marzahn gehört hat. “Cindy what?” Genau. “Cindy aus Marzahn. Sie wurde bereits zum vierten Mal hintereinander zur besten deutschen Komikerin gewählt.” Ich halte ihm ein Foto hin. “Well, she —” Jerry schaut mich fragend an. Ich nicke. “— Get out! Really?” Ich nicke wieder. “Well, she looks funny, kind of. She —” Ein spitzbübisches Grinsen stiehlt sich auf sein Gesicht. “— she reminds of Newman.” Ich erzähle Jerry von einem Artikel der New York Times über Cindy, der sie als unfreiwillige Komikerin des Volkes bezeichnet. Sie sei eine ehemalige Hartz-IV-Empfängerin, eine “welfare queen”, die mit der Darstellung dieses deutschen Stereotyps einer fetten, dummen und faulen Sozialschmarotzerin zur erfolgreichsten Komikerin des Landes aufgestiegen sei. Der Autor des Artikels versucht der nicht-deutschen Leserschaft zu erklären, woher der Erfolg dieser Figur rührt und dass ihr Publikum hauptsächlich aus den Leuten bestehe, die sie eigentlich persifliere. Sie seien eben nur zu dumm, das zu verstehen und erheben sie stolz zur Heldin, weil sie “eine von ihnen” sei und “es geschafft habe”. Jerry schaut mich entgeistert an. “So, what?” Ich frage ihn, ob er das lustig findet. Würde er sich eine Show von ihr ansehen? Was sagt das über unsere Kunst der Komik aus? Er grinst mich an und sagt: “Well, comedy is a very intimate thing, as I told you before and… yada, yada, yada.”

Als wir an diesem Abend Tom’s Restaurant verlassen und auf den Broadway treten, verabschieden wir uns mit einem Lächeln auf den Lippen.

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Warnung vor dem Gonzo: Dieser Artikel ist eine gonzojournalistische Reportage. Fiktion und Realität wurden ganz bewusst vermischt. Er stützt sich zu einem großen Teil auf eine Arbeit des New York Times Magazines, erschienen am 20.12.2012 (“Jerry Seinfeld Intends to Die Standing Up“, Autoren: Jonah Weiner/Sheila Glaser) und einen weiteren Beitrag der New York Times vom 21.12.2012 (“An Accidental Comedian of the People“, Autor: Nicholas Kulish).

Text Adventure Interview mit Dave Lebling

Das Wired Magazine hat anlässlich der Auszeichung der Zork-Programmierer Marc Blank and Dave Lebling mit dem Pioneer Award ein Interview mit Lebling im Text-Adventure-Style veröffentlicht. Genau wie in den 80ern bei Zork muss man sich durch das Interview tippen und die richtigen Handlungen eingeben. Genial.

Text Adventure: Zork Creators Honored With Pioneer Award

[via Nerdcore]

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