Ich möchte euch jemanden vorstellen: William Banks. Er ist der Protagonist der Geschichte, die ich seit knapp zwei Jahren in meinem Kopf herumtrage: “Bad Banks“. Es ist die Geschichte eines Mannes, der eigentlich alles besitzt und dem doch nichts wert ist. Denn das einzige, was er wirklich begehrt, ist mehr als unerreichbar - es ist unaussprechlich.
Das Projekt ist eigentlich als TV-Serie konzipiert, nach Vorbild von HBO, Showtime etc., soll heißen: den Figuren und der Story wird Raum zur Entwicklung gegeben, es wird keine Rücksicht auf Tauglichkeit für Werbekunden genommen, es werden fleißig Tabus gebrochen, explizite Darstellungen von Sex, Drogenkonsum usw. sind möglich (und wahrscheinlich \o/). Die Pilotfolge liegt in finaler Version vor, der Rest der Story steht in groben Zügen und wird im Detail sozusagen on the fly entstehen. (Wie ich bereits erläutert habe, gehört es zu meinem Plan, dass ich den Schaffensprozess hier dokumentiere.)
Eine klassische Inhaltsangabe, wie sie auch auf einem Buchdeckel zu finden wäre, würde sich ungefähr so lesen:
William Banks ist der Star der New Yorker Investmentbankerszene und führt ein Leben ohne Regeln, voller Dekadenz und Exzesse, stets am Rande von Moral und Legalität. Als ihn eines Tages die Nachricht vom Tod seines Vaters erreicht, bricht sein Kartenhaus der Oberflächlichkeit zusammen - er beginnt an seinem Lebensstil zu zweifeln. Seine fanatisch christliche und hysterische Mutter ertränkt ihre Wut über den absurd-tragikomischen Unfall ihres Ehemanns in Wodka und Pillen, während sie gleichzeitig wie eine übermächtige Matriarchin das Leben ihres Sohnes und seiner Schwester Jess zu kontrollieren versucht. Und zu allem Überfluss schwelen unter der innigen Beziehung der Geschwister Emotionen, die niemals ans Tageslicht gelangen dürfen. Willkommen in der Welt des Mannes, den man “Bad Banks” nennt…
Soweit also zur Handlung. Doch worum geht es wirklich? Was bewegt die Figuren? Nun, es geht in erster Linie um Moral und um Wertesysteme. Der Kern der Story ist ein absolutes Tabuthema: Geschwisterliebe. Es ist ein klassischer Education Plot.
Die Grundidee könnte man so umschreiben: “Was wäre, wenn du das, was du am meisten begehrst, unter keinen Umständen haben darfst?”. William Banks ist ein Mann, der ständig Tabus bricht, doch dieses eine ist selbst für seine moralischen Maßstäbe zu prekär. Wenn ihr mich auf eine Prämisse festnageln möchtet, würde diese lauten: “Unterdrückte Begierde führt zu Chaos.”
Als ich “Bad Banks” neulich meinem Weltenschummler-Buddy Daniel vorstellte, kam natürlich als erstes die Frage: “Warum lässt du das in den USA spielen? Das wirkt im Zweifel so, als wollte man nur die Erfolge von dort hier wiederholen.” Ein berechtigter Einwand. Und tatsächlich der Hauptgrund, warum mir jeder Verlagslektor oder Agent das Ding ungelesen um die Ohren gehauen hätte, wenn ich mir die übliche Tortur angetan hätte, das Buch auf konventionellem Wege zu veröffentlichen. Ich habe dazu jedoch einen klaren Standpunkt:
1. Ich hab probiert, die Story auf “deutsch” oder “europäisch” umzumünzen und musste feststellen, dass sie dann für mich nicht mehr funktioniert. Nennt es Sozialisation (durch meine Erfahrungen als Zuschauer) oder künstlerische Freiheit - das Setting in den USA ist ein wesentlicher Bestandteil für meinen Bezug zur Geschichte, denn:
2. Die Story ist über mehrere Punkte fest in den USA verankert. Zum einen möchte ich NYC als globales Finanzzentrum als Kriegsschauplatz in Fragen der Moral, da der Plot auch eine Unterebene hat, die sich mit Williams Alltag als Investmentbanker auseinandersetzt. Der riskante und verschwenderische Umgang mit Werten ist von zentraler Bedeutung, und die Hochfinanz ist ja auch im Titel (“Bad Banks”) mit angelegt. Zum anderen brauche ich die Gesellschaftsstrukturen der USA für den Konflikt zwischen Mutter und Vater Banks sowie Mutter und Kindern (konkret den protestantischen Fundamentalismus, der in Deutschland nie solch eine starke Ausprägung fand sowie die damit verbundene Homophobie mit dem Aufkommen von AIDS in den späten 1980ern).
3. Ich will ja eben _nicht_ für den deutschen oder europäischen Markt schreiben. Wie ich hier schon erläutert habe, ist nämlich gerade das eines der Probleme der deutschen Filmindustrie. Wir denken und schreiben zu klein, zu regional. Das weltweite Publikum ist duch die jahrzehntelange Dominanz Hollywoods, HBOs usw entsprechend sozialisiert. Auch wenn das vielleicht wirklich größenwahnsinnig oder verrückt klingt, aber ich will daraus keine Serie machen, die irgendwo in einem deutschen Nischenkanal vor sich hindümpelt, sondern ich will mich mit eben diesen Schlachtschiffen messen. Natürlich hab ich das Skript auf Deutsch verfasst, aber sollte es jemals zu einer Produktion kommen, dann nur in englischer Übersetzung und für den internationalen Markt.
4. Ich halte das Argument, dass ein deutscher Autor nur Geschichten schreiben sollte, die in Deutschland spielen von Grund auf falsch und engstirnig und sehe keinen Grund, warum ich mich in diesen Käfig setzen sollte. Ich bilde mir ein, dass ich im Stande bin, die nötigen Fakten zu recherchieren, um den Plot auf jedem Fleck dieser Erde stattfinden zu lassen und ihn dennoch plausibel gestalten zu können.
Daniel formulierte es nach meinem obigen Vortrag so: “[…] dann macht es in der Tat viel mehr Sinn, die Serie in den USA spielen zu lassen. Alleine schon aus Gründen der globalen moralischen und kulturellen Hegemonie. Und vor allem, weil die USA als fiktionaler bzw. überwiegend medial konstruierter Ort ja in allen unseren Köpfen eine riesen Rolle spielen. Ich hab neulich ein Buch von Neil Gaiman gelesen, das in den USA spielt, obwohl er nie da war. Im Nachwort setzt er sich mit genau diesen Ideen auseinander: Ist es nicht großartig für einen Kreativen, diese gigantische Projektionsfläche zur Verfügung zu haben? Und sind die fiktiven USA nicht sogar die realeren, weil sie in den Köpfen von Menschen auf der ganzen Welt existieren?”. Besser hätte ich es nicht sagen können.
Die Settingfrage hätten wir also abgehakt.
Auch wenn ich also meinen Standpunkt durchaus artikulieren kann und so meine Story vielleicht doch dem ein oder anderen Businesskasper schmackhaft machen könnte, habe ich mich für einen anderen Weg entschieden: Wie ich bereits angekündigt habe, werde ich die Drehbücher zu “Bad Banks” selbst publizieren. - und zwar zunächst in Form von E-Books über das Kindle Direct Publishing Programm von Amazon. Ihr könnt das PDF hier kostenlos herunterladen. Meine genauen Beweggründe dafür könnt Ihr hier nachlesen. Kurzfassung: Ihr - das Publikum - habt die Chance, “Bad Banks” zum Leben zu erwecken, indem ihr die Drehbücher lest, teilt und darüber redet. Vorausgesetzt natürlich, ihr teilt meine Begeisterung für William Banks und seine Erlebnisse.
Will ich damit Geld verdienen? Natürlich. Ich bin Autor. Das Geschichtenschreiben ist nicht nur meine Leidenschaft, sondern ich verbringe einen Großteil meiner Zeit damit. Ich bin ein großer Fan der Kostenlos-Kultur des Internets und alles, was ihr hier auf Weltenschummler lest, kostet euch keinen einzigen Cent. Ich habe vor einigen Wochen sogar (bis auf einige wenige, gezielte Amazon-Partnerlinks) jegliche Werbung aus dem Blog entfernt. Ich denke aber auch, dass wir ein Problem haben, wenn Kulturschaffende keine Möglichkeit mehr haben, ihre Arbeit zu monetarisieren. Die Folgen wären mehr als verheerend.
In Anbetracht der Tatsache also, dass “Bad Banks” von der Konzeption über das Schreiben, Layouten und Formatieren bis hin zur Vermarktung ein Ein-Mann-Projekt ist (und damit mehr als ein Fulltime-Job), finde ich es angemessen, dass ich eine kommerzielle Plattform wie Amazons Kindle Shop wähle und eben _nicht_ gratis ein PDF des Skripts raushaue oder dergleichen. Der Preis einer Episode wird sich mit 2,99 Euro 0,99 Euro (für ca. 50 Seiten) im unter dem üblichen Bereich eines Pulp-Heftchens bewegen und ist damit fair gestaltet. Außerdem werden Amazon Prime Kunden die Möglichkeit haben, die Bücher kostenlos auszuleihen, und als besondere Aktion zum Start der Serie könnt Ihr ab sofort bis einschließlich Dienstag, den 15. April 2014 die Pilotfolge gratis herunterladen.
Ich werde wie versprochen regelmäßig über Background und Fortschritt des Projekts bloggen - ihr dürft diesen Artikel hier als Beginn sehen. Für heute jedoch sei es genug. Bis auf eins noch: Lest das Drehbuch.