Star Wars: Das Erwachen der Macht - Review (no spoilers!)

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Oder: Warum ich mich weigere, heute etwas Schlechtes über Star Wars VII zu sagen

tl;dr: Star Wars lebt! Der neue Film ist großartig und lässt die Magie der Original-Trilogie wieder aufleben. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, nach Schwächen zu suchen, sondern zu feiern. Wir haben den besten “Star Wars”-Film seit 32 Jahren und einen Mythos für eine neue Generation.

“Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…”

Als ich als sechsjähriger Junge das erste Mal diese Worte las, verstand ich nicht viel, aber eines war mir sofort klar: Ich wusste, dass ich da etwas Besonderes erleben durfte. Meine Eltern hatten gerade eine groteske Summe für einen der ersten VHS-Videorekorder ausgegeben, bei denen man noch umständlich über einen ausfahrbaren Toplader die Kassette einschieben musste. Von einem Freund der Familie hatte mein Vater eine Kopie von “Krieg der Sterne” ergattert, die eine so schlechte Qualität hatte, dass man eigentlich kaum etwas erkennen konnte. Aber: Die Macht war mit mir. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Ich saß also auf dem Wohnzimmerteppich und klebte am verkriselten Antlitz Luke Skywalkers. Für einen kleinen Jungen, der bisher nur “Das Dschungelbuch” und “Bambi” sehen durfte, war die Welt, die sich dort auftat, ein echter Kulturschock. Böse Männer mit Masken, brummende Schwerter aus Licht und Raumschiffe, so groß wie der Mond. Dazu eine wunderschöne Prinzessin und zwei draufgängerische Helden, die ihr Leben riskierten, um sie aus den Fängen des Bösen zu befreien. Der Stoff, aus dem kindische Heldenträume gemacht sind. Die helle Seite der Macht gegen die dunkle Seite. Gut gegen Böse.

“Star Wars” hat nicht nur Filmgeschichte geschrieben: Es ist der Mythos einer ganzen Generation, dessen Einflüsse weit über die Popkultur hinaus gehen. Luke, Leia, Han Solo, Chewbacca und R2-D2 haben mit mir etwas gemacht, dass nie wieder irgendein anderer Film geschafft hat: Sie haben mich geprägt und mein Leben lang begleitet. Umso höher waren meine Ansprüche an den Film, als ich gestern bei der Pressevorführung im Zoo Palast saß und der Opening Crawl von Episode VII über die Leinwand lief.

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Ich muss zugeben, die ersten Minuten waren der Horror für mich. Nicht, weil es schlecht war, was ich da sah, im Gegenteil. Ich zögerte, es einzuordnen und zu bewerten. Zu groß war das “Phantom Menace”-Trauma, zu schön die Erinnerungen an das ganz spezielle Kribbeln, das die Original-Trilogie in mir hervorgerufen hatte. Aber dann passierte etwas Wunderbares: Ich hörte auf nachzudenken und ließ mich mitreißen. Es fühlte sich nach “Star Wars” an.

Warum das so ist, lässt sich eigentlich ganz einfach erklären. Die erste Frage, die J. J. Abrams sich und seinem Team beim Entwickeln von “The Force Awakens” gestellt hatte, war: “Was wollen wir fühlen?” Er hatte die einmalige Chance, seinen Kindheitstraum wieder auferstehen zu lassen. Und das hat er getan. Und zwar so gut, dass schon die ersten Vorwürfe laut werden, Abrams hätte es sich zu einfach gemacht und wäre auf Nummer Sicher gegangen. Ich sehe das anders. Es ist alles genau so, wie es sein sollte:

Die Raumschiffe sehen trotz teilweise überarbeiteter Optik (X-Wings FTW!) schön used und fast greifbar plastisch aus, die Kreaturen sind genial weird modelliert, vorbei der Hochglanz-CGI-Spuk der Prequel-Episoden. “Das Erwachen der Macht” strotzt nur so vor Jedi-Mystik und hütet sich davor, jede Frage zu beantworten. Humoristische Einlagen sind sparsam und passend gesetzt und entstehen meistens aus den Dialogen oder intertextuellen Bezügen zur Originaltrilogie, nicht durch alberne Slapstick-Einlagen à la Jar Jar Binks.

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Die visuelle Qualität von Star Wars 7 ist herausragend: An vielen Stellen des Films möchte ich auf Pause drücken, um die volle Wucht des Moments und jedes Detail zu erfassen. Die Wracks der Sternenzerstörer und AT-AT-Läufer in der Wüste von Jakku sehen nicht nur wirklich (wirklich!) awesome aus, sondern sind bildgewaltige Zeugen der Vorgeschichte und begraben diese, ohne sie verschwinden zu lassen. Wie schon gesagt ist das ein Kniff, den Abrams sich für den ganzen Film zurechtgelegt hat: Viele der neuen Figuren, Settings und Plot-Twists kommen einem irgendwie bekannt vor. Manchmal erkennt man die Parallelen sofort (Mos Eisley!), manchmal muss man etwas länger überlegen, aber immer hat man dieses unbestimmte, angenehme Gefühl von Vertrautheit. Dass Abrams es sich bei aller Traditions-Bewahrerei trotzdem nicht zu einfach gemacht hat, erkennt man daran, dass er in ganz zentralen Punkten mit den Vorgängern bricht (ich kann und möchte hier heute kein Beispiel bringen, because: no spoilers).

Eine der größten Überraschungen sind für mich die neuen Figuren: Ich hatte die große Befürchtung, dass ich mich mit ihnen schwer tun würde, aber Rey (Daisy Ridley), Finn (John Boyega), Kylo Ren (Adam Driver) und Poe (Oscar Isaac) sind großartig besetzt machen es einem sehr leicht, Empathie zu empfinden. Rey ist eine mehr als würdige Heldin. Den latent hasenfüßigen, aber tapferen Finn kann man einfach nur mögen. Kylo Ren ist genauso evil, wie er sein sollte. Der Knaller aber ist BB-8: Er führt die Star-Wars-Tradition der Droiden als heimliche Helden fort und ist wohl das Knuffigste, das jemals das Licht der weit, weit entfernten Galaxis erblickt hat.

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Das Plot-Tempo bleibt den ganzen Film hinweg durchgehend hoch, was ich sehr angenehm finde. Ständig passiert irgendetwas, es gibt absolut keine Gähn-Momente. Heutzutage mit actionlastigen Szenen noch neue Maßstäbe zu setzen mag vielleicht unmöglich erscheinen, aber auch das schafft “Das Erwachen der Macht”. Zu meinen persönlichen Highlights zählt die Verfolgungsjagd mit dem Millennium Falcon auf Jakku. Spätestens hier war es vollkommen um mich geschehen. Die Szene ist atemberaubend und wird mir wohl noch viele Male ein Grinsen aufs Gesicht zaubern. Auch hier verbietet mir die No-Spoiler-Policy mehr zu verraten, aber ihr werdet wissen, welche Szene ich meine, wenn ihr sie seht.

Man mag mir jetzt vorwerfen, dass ich zu unkritisch mit dem Film umgehe. Vielleicht stimmt das auch. Es gibt unbestreitbar einige kleine Schwächen, die sich vor allem auf den Plot beziehen, aber durchweg entschuldbar sind (ich werde in späteren Beiträgen noch darauf eingehen). Für mich zählt im Moment jedenfalls nur eins: Wir haben den besten “Star Wars”-Film seit 32 Jahren. “Jede Generation hat ihre Geschichte”, heißt es im Trailer. Ich weigere mich einfach, hier und heute etwas Schlechtes über den Film zu sagen, weil ich weiß, was er für diese Generation bedeuten wird: das enorme Glück, mit einer Geschichte aufzuwachsen, die etwas schafft, das nur eine ganz große Erzählung leisten kann: Uns ein Leben lang zu begleiten.

“Star Wars” lebt. Holy shit, yeah.

Marvin Mügge

Marvin Mügge

Weltraumpräsident at Weltenschummler
Gonzo-Journalist. Hat als Einziger das Ende von Lost verstanden und eine hohe Trash-Toleranzgrenze. Serienaddict, Kinogänger, Medienkritiker, GIF-Sammler und gescheiterter Physiker. Gründer von Weltenschummler.
Marvin Mügge
- 1 Woche ago
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