Die Frage: Wieviel Horror passen in 100 Worte?
Die Idee: Lasst es uns ausprobieren! Jeden Donnerstag.
Heute: Folge 1 - Zirkus
Wärme. Die Welt klingt wunderbar dumpf, wie in einem sonnengetränkten Mittagsschlaf bei angekipptem Fenster. Vogelgezwitscher und leise lärmende Nachbarskinder. Aus der Ferne ertönt ein kichernder Leierkasten. Er leiert gurgelnd schräge Zirkusmusik, die mal ein wenig zu schnell und dann wieder zu langsam abläuft. In meinem Kopf flüstert gepresst ein Jahrmarktschreier “Herrrrreinspaziert, herrrrrreinspaziert!” - Ist es in meinem Kopf? Wie nennt man einen Marktschreier, der flüstert? WARUM FLÜSTERT ER?! Ich spüre den Geschmack von rostiger Gewissheit in meinem Mund, während mich mein eigenes Entsetzen flehend wie ein ertrinkendes Kätzchen anstarrt: Ich schlafe gar nicht. Und das Gurgeln kommt nicht vom Leierkasten.
q. e. d.
P. S.: Die Idee der pointierten 100-Wörter-Story, auch “Drabble” genannt, ist nicht neu. Der Begriff “Drabble” geht auf das “Big Red Book” von Monty Python zurück, in dem ein Spiel für 2 bis 4 Spieler (namens “Drabble”) beschrieben wurde, bei dem derjenige gewinnt, der als erstes einen Roman fertig schreibt. Aus pragmatischen Gründen einigte man sich jedoch darauf, dass 100 Worte ausreichen. Seitdem steht Drabble als Synonym für Geschichten mit genau 100 Wörtern. Besonders meta ist übrigens, dass diese Definition für das Wort “Drabble” ebenfalls aus exakt 100 Wörtern besteht. Ihr könnt es ja gerne mal bei Gelegenheit nachzählen. Jetzt.