Monster Magnet, die Penisraketenpiloten des Stoner Rock, covern sich selbst in retro: “Milking the Stars” ist das weirde Sixties-Zwillingsalbum von “Last Patrol”.
Warum was ändern?
Zugegeben. Wer (wie ich) Monster Magnet gut findet, erwartet eigentlich immer nur das eine von diesen breitbeinigen, verspiegelte Sonnenbrillen tragenden Stoner-Prolls: größenwahnsinnige, übercoole und fett breite “Ich fahr jetzt mit diesem Pickup durch das Stahltor, und du Ficker kannst eh nix dagegen machen!”-Songs mit jeder Menge Fuzz-Gitarrenwänden. Insofern war “Last Patrol” (2013) genau, was die Meute wollte: die nächste Dosis Monster Magnet, perfekt für diese Tage, an denen man sich nach dem Frühstück schon nach Omis anrempeln fühlt.
Scheinbar ist die Band um Mastermind Dave Wyndorf aber kreativ nicht damit ausgelastet, Jahr um Jahr die alte Penisrakete zu satteln und ballernd eine Runde im Orbit zu drehen. Mit “Milking the Stars: A Re-Imagining of Last Patrol” zeigen Monster Magnet, dass sie auch anders können. Nämlich retro. Das Album ist, wie Wyndorf auf der Labelseite erkärt, keine Remix-Platte im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Version von “Last Patrol” aus einem Paralleluniversum, in dem die Lieder Ende der 60er aufgenommen wurden.
Zeitmaschinen-Space-Rock
Und ja, so klingt “Milking the Stars” auch. Die Songs sind gesättigt mit Hammond-Orgeln, Wah-Gitarren, Mellotrons und dergleichen hippieeskem Sixties-Instrumentarium. Und, man mag es kaum glauben, die Monstermagneten verzichten sogar weitgehend auf ihren geliebten Fuzz-Sound – zugunsten von brezelnden, gniedelnden, twängigen Retro-Gitarren. Die Performance ist viel jammiger und freier. Es wirkt fast, als hätte der Trip in der soundtechnischen Zeitmaschine erst das volle Potenzial der “Last Patrol”-Songs entfesselt.
Noch dazu experimentiert die Band bewusst mit alternativen Interpretationen der Lieder, was den Ausdruck angeht. Dadurch geht “Milking the Stars” weit über reine Retro-Covers hinaus und bietet komplett neue Perspektiven auf das Material. Gott, die Sessions müssen einen Heidenspaß gemacht haben!
Zudem sind vier der zwölf Songs sogar komplett neue Kompositionen, die während der Zeitreise-Sessions entstanden sind, und als Schmankerl gibt’s noch zwei bodenständige Livemitschnitte (“Last Patrol” und “Three Kingfishers”) obendrauf.
Fazit
Super, wenn eine Band, die sich gar nicht weiterzuentwickeln braucht, einen so überrascht. “Milking the Stars” ist die bessere “Last Patrol”. Trippiger, komplexer, eigensinniger und extrem fantasievoll. Ich würde mir wünschen, mehr Bands würden solche freien Experimente wagen, denn Songs wollen sich manchmal einfach noch weiterentwickeln, auch wenn sie schon aufgenommen und veröffentlicht wurden.