Nanu? Das sieht auf den ersten Blick aus, als hätte der Stern sein Cover an die AfD verkauft. Tatsächlich ist es aber “nur” eine Lesezirkel-Ausgabe, wie man sie aus der Arztpraxis kennt, soll heißen: nicht der Stern, sondern der Zeitschriftenverleih “Lesezirkel Leserkreis Daheim” hatte die Werbefläche an die nationalistischen Wirrköpfe von der sogenannten “Alternative für Deutschland” verhökert. Auf der Vorderseite des Lesezirkel-Einbands prangt nun direkt unter dem Stern-Logo in irreführend einheitlichem Design die Visage von Bernd Lucke.
Wenn man bedenkt, dass die AfD bei mehreren Gelegenheiten versucht hatte, die Pressefreiheit auszuhebeln, indem sie kritische Journalisten bei Parteitagen vor die Tür setzte und einem SWR-Reporter sogar den Presseausweis abnahm, ist die Aktion umso dreister. Der Stern war jedenfalls nicht gerade begeistert über das Cover-Hijacking und kündigte an, dass es in Zukunft keine Parteienwerbung mehr auf Lesezirkel-Mappen des Sterns geben werde. Im Gegensatz zu Fernsehsendern und Rundfunkanstalten ist die Presse nämlich nicht dazu verpflichtet, Wahlkampfanzeigen abzudrucken. Managing Editor Lorenz Wolf-Doettinchem auf Twitter:
@noplacetohide @sternde Künftig wird es solche Parteien-Werbung auf Lesezirkel-Mappen mit dem #stern nicht mehr geben.
— L. Wolf-Doettinchem (@WolfLorenz) 11. Mai 2014
Bleibt also die Frage: Warum ist die verantwortliche Agentur “Lesezirkel Leserkreis Daheim” nicht etwas vorsichtiger mit einem sensiblen Thema wie dem Wahlkampf umgegangen? Die Antwort ist wahrscheinlich - wie so oft - rein finanzieller Natur. Die AfD hat bezahlt, die Anzeige wurde gedruckt. Fertig. Ich habe dennoch den Lesezirkel um eine Stellungnahme gebeten und halte euch hier auf dem Laufenden.
[via Meedia]