Ein Thema, zwei Meinungen, maximal tausend Zeichen. Willkommen bei “Guter Blogger/Böser Blogger”! Heute: der Fall Uli Hoeneß.
Von Daniel Siegmund und Marvin Mügge
>> Uli Hoeneß geht also in den Knast. Aber ist das wirklich nötig? Sind dreieinhalb Jahre Gefängnis für eine Tat wie Steuerhinterziehung angemessen? Die Staatsanwaltschaft hatte sogar fünfeinhalb Jahre verlangt - was übrigens über dem Mindeststrafmaß bei einer Vergewaltigung in Verbindung mit gefährlicher Körperverletzung liegt. Ich frage mich und auch euch: Ist das noch verhältnismäßig? Ist Uli Hoeneß eine Gefahr für die Gesellschaft und gehört deswegen weggesperrt? Ich sage: Nein. Ein Gefühl der Genugtuung hätte sich bei mir auch eingestellt, wenn er einfach seine Steuerschuld plus - meinetwegen - nochmal 100% drauf bezahlt hätte. Warum muss Uli Hoeneß wegen 27 Millionen in den Knast, während gleichzeitig die Hintermänner der Finanzkrise von 2008/2009, bei der Anleger weltweit sage und schreibe 4 Billionen (ca. 148.148 mal so viel) Euro verloren haben, noch frei herumlaufen? Wenn ich höre, wie manche Kommentatoren von obszönen Summen im Fall Hoeneß reden, wird mir kotzübel. Der Mann hat, zugegeben, einen Fehler gemacht, aber er kann diesen Fehler mit einer simplen Zahlung seiner Schuld wieder beheben. Also hört auf zu heulen und lasst den Mann in Ruhe.
>> Steuern sind der Eintrittspreis für die Teilnahme an unserer Gesellschaft. Punkt. Wer sich weigert, für medizinische Versorgung, Straßen, Kultur, Bildung und, und, und zu zahlen, ist raus. Ganz besonders dann, wenn die Steuerhinterziehung nicht aus existenzieller Armut erfolgt, sondern aus Gier und einem arroganten Gefühl der Unangreifbarkeit. Hoeneß ist ein Prachtexemplar jener widerwärtigen Alt-Alphamännchen, die meinen, nur weil sie “was geleistet” haben, über den Spielregeln der Gesellschaft zu stehen. Diese testosterongeschwängerte Macher-Selbstherrlichkeit ist genauso schlimm wie der völlige Mangel an gesellschaftlicher Solidarität. Wer nicht zahlen will, darf eben nicht mehr mitmachen. Wenn es noch unbesiedeltes Land auf diesem Planeten gäbe, fände ich das Aussetzen von Steuersündern in der Wildnis (nackt natürlich) nochmal fairer und sinnvoller als eine Freiheitsstrafe, aber ich glaube, selbst die Aborigines würden sich ganz schön bedanken, wenn sie den bayerischen Speckknödel weinend und hungrig im Outback vorfänden. Bleibt also eigentlich nur noch die Antarktis – oder eben Knast. Dreieinhalb Jahre? Viel zu wenig.