IBMs neuer Chip TrueNorth simuliert ein menschliches Gehirn

16 vernetzte TrueNorth-Chips auf einer Platine. Das entspricht 16 Millionen Neuronen mit 4 Milliarden Synapsen | © IBM

16 vernetzte TrueNorth-Chips auf einer Platine. Das entspricht 16 Millionen Neuronen mit 4 Milliarden Synapsen | © IBM

Ein Forscherteam bei IBM hat einen Chip entwickelt, der die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns simuliert. Der Schaltkreis trägt den Namen “TrueNorth” (was mich irgendwie an Wintermute erinnert und übrigens auch der Titel eines Bad Religion-Albums ist…). Was heißt das jetzt konkret? Konventionelle Mikrochips ähneln in ihrer Arbeitsweise unserer linken Gehirnhälfte und sind gut in den Dingen, für die Computer nun mal gebaut wurden: Zahlenakrobatik. Wenn es aber darum geht, komplexe Strukturen zu erkennen (z. B. ein Objekt oder eine Person in einem Bild), ist eher die rechte Gehirnhälfte gefordert. Um solche Aufgaben besser bewältigen zu können, simuliert TrueNorth in etwa 1 Million menschliche Neuronen, die bis zu 256 Millionen neuronale Verbindungen untereinander eingehen können.

Die vollkommen neue Chiparchitektur wurde der Anatomie eines menschlichen Gehirns nachempfunden - ist aber noch weit davon entfernt, eines zu sein. Unser Hirn besteht Schätzungen zufolge aus 85 Milliarden Nervenzellen, die über die Synapsen im Schnitt mit jeweils 1000 anderen Nervenzellen verbunden sind. Es ist also noch ein langer Weg - nichtsdestotrotz ist das eine ziemlich große Sache. Wenn man bedenkt, wie schnell die Miniaturisierung in der Computerindustrie voranschreitet, dürfte es nicht mehr all zu lange dauern, bis man Chips baut, die tatsächlich wie ein menschliches Gehirn arbeiten. Außerdem können mehrere TrueNorth-Chips miteinander verbunden werden. IBM hat es so in Versuchen bereits auf 16 Millionen Computerneuronen mit 4 Milliarden Synapsen gebracht.

Bei allem Enthusiasmus für die technologische Entwicklung darf man nicht außer Acht lassen, wofür TrueNorth entwickelt wurde: Finanziert wurde das Projekt natürlich unter anderem durch das Militär, genauer gesagt die DARPA (Forschungsabteilung des Pentagon). Ist natürlich praktisch, wenn man nicht nur Gesichter aus einem Bild filtern kann, sondern der Rechner auch gleich die Identität der Person ausspuckt und ggf. Alarm schlägt. Ziel des SyNAPSE-Forschungsprogramms (Abkürzung für Systems of Neuromorphic Adaptive Plastic Scalable Electronics) ist es, einen Computer zu entwickeln, der die Funktionalität eines Säugetierhirns hat, das man mit dem einer Maus vergleichen kann. Creepy.

IBM Infographic: Brain Power
NewYork Times: A New Chip Functions Like a Brain, IBM Says
Wired: IBM Unveils a ‘Brain-Like’ Chip With 4,000 Processor Cores

[via LiveScience]

Marvin Mügge

Marvin Mügge

Weltraumpräsident at Weltenschummler
Gonzo-Journalist. Hat als Einziger das Ende von Lost verstanden und eine hohe Trash-Toleranzgrenze. Serienaddict, Kinogänger, Medienkritiker, GIF-Sammler und gescheiterter Physiker. Gründer von Weltenschummler.
Marvin Mügge

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Marvin Mügge